Markus Raetz

2. August – 31. August 2019, Monica de Cardenas Galleria, Zuoz.

„Wir freuen uns, eine Einzelausstellung von Markus Raetz in der Galerie in Zuoz ankündigen zu können. Wir werden noch nie gezeigte Arbeiten von den 1990er Jahren bis heute präsentieren, die zum Teil erst kürzlich vollendet wurden, sowie Modelle für Skulpturen im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel für das grosse OUI / NO, das sich auf der Place du Rhône in Genf befindet.
Markus Raetz, 1941 in Bern geboren, reflektiert die Realität in essenziellen und poetischen Bildern. Die Mechanismen der Darstellung und die Pluralität der Sichtweisen sind die Themen, um die sein künstlerisches Werk kreist. In seinen Notizbüchern aus den 1960er und 1970er Jahren legte er die Grundlagen seiner Vision an: Linien formen Figuren, Landschaften und Objekte, deren beständige Verwandlung uns am kreativen Prozess teilhaben lässt und die uns die Fluidität der Bilder und Blickwinkel bewusst macht.

Im Verlauf der Jahre werden die in den Zeichnungen entwickelten Ideen in Installationen, Skulpturen und monumentalen Werken umgesetzt. Diese wurden oft aus natürlichen und vergänglichen Materialien geschaffen, so dass sie trotz ihrer Plastizität die Leichtigkeit einer Zeichnung verkörpern: z.B. die Eukalyptusblätter, die wie Pinselstriche Gesichter formen; die Zweige, die eine Büste von Eva ahnen lassen; oder die auf einer Wiese ausgelegten Granitstelen, die von einem kleinen Hügel aus gesehen ein Gesicht formen.
Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitet Raetz vor allem an Skulpturen, die jeweils ein Metamorphose durchgehen: je nach dem gewählten Blickwinkel sehen sie unterschiedlich aus. Wenn wir uns bewegen, erkennen wir, wie eine unförmige Masse plötzlich zur Darstellung eines vertrauten Gegenstands wird, zum Beispiel eines Kopfs, einer Pfeife, eines Umrisses von Micky Maus. In anderen Fällen ist die Skulptur selbst mobil und verwandelt sich vor unseren Augen. Die Formen ändern Aussehen und  Bedeutung; ein Wort kann sich in sein Gegenteil verwandeln, ein Glas zur Flasche werden. In Raetzs Werken koexistieren die Gegensätze, und nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Komplexität der Wirklichkeit wird durch eine ebenso verspielte wie konzeptuelle Analyse von Erscheinungsformen und Materialien erfahrbar gemacht.
In der Ausstellung werden wir Formen und Linien sehen, die im Raum schweben und tanzen; Gegenstände und Wörter, die sich verwandeln; das geheimnisvolle Möbiusband, das sich endlos windet; Profile aus Draht, die sich zu drehen scheinen, wenn wir uns bewegen – und anderes mehr.

Markus Raetz lebt und arbeitet in Bern. Von 1966 bis heute hat er in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt, unter anderem im Kunsthaus Zürich (1975), im Stedelijk Museum Amsterdam (1979), im New Museum in New York (1988), in der Serpentine Gallery in London (1993), im Museum der Moderne in Salzburg (2006) und in neuerer Zeit in der Bibliothèque Nationale Paris und im MAMCO in Genf im Jahr 2011. 2012 – 2013 präsentierte das Kunstmuseum Basel eine grosse Retrospektive seiner Zeichnungen, und 2016 widmete ihm das MASI in Lugano eine Einzelausstellung mit über 150 Arbeiten. 1988 vertrat der Künstler die Schweiz an der Biennale in Venedig; und 1968, 1972 und 1982 nahm er an der documenta in Kassel teil. Seine Werke befinden sich in den Sammlungen des MoMa in New York, der Tate Gallery in London, des Centre Pompidou in Paris, des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt sowie in den wichtigsten Museen der Schweiz.“