Was ist noch weniger still als ein Stillleben? Zwei Stillleben die zusammen Ballet tanzen!

Jeux de Mains. Galleria Monica de Cardenas in Zuoz. Bis 21. Februar. 

Schreibt man eigentlich Stillleben mit 2 oder 3 L ? In diesem Falle könnte man beide Varianten verwenden, denn selten waren Stillleben so wenig still und so voller Stil. Kann nämlich eine Momentaufnahme nicht auch beides sein : eine lange schweifende Zeitlupenbetrachtung einer gesättigten Ruhe, sowie aber auch, ein Schnappschuss, der einen Bruchteil der Bewegung herausreisst und einfriert? Durch die Letzteren werden Werke, die eine Sekunde einfangen, zu einem Blick in eine grössere abwesende Geschichte, ein Fenster zur Imagination, das sich selbst aufreisst und den Betrachter intuitiv einlädt sich den Negativ-Raum, die Geschichte rundrum selbst auszumalen, eine Fotografie zum Beispiel zu inszenieren. 

Noch ein Stück weiter gehen in dieser Ausstellung die Binome an schwarz-weiss Fotografien von Alessandra Spranzi und farbenfrohen Studien von Nathalie Du Pasquier… Denn was ist noch weniger still als ein Stillleben? Zwei Stillleben die zusammen Ballet tanzen! Besonders, wenn ihre eigenen Geschichten sich mit der Geschichte des Zwischenspieles katalysieren. Wundervoll portraitiert Spranzi Hände nicht in ihrer ruhigen Schönheit, sondern in ihrer Tätigkeit, zu zeigen, zu halten, zu winken, zu interagieren, einzusteigen im Dialog mit dem Betrachter. Sie hält immer den Moment fest, der kurz davor ist, bevor etwas passiert: bevor der Faden aufgewickelt wird, bevor das Büchlein entgegengenommen wird, bevor losgelassen wird, bevor hingestellt wird… 
Auch hier stimmt, dass 1 plus 1 manchmal mehr als 2 ist, denn… Spielen die Künstlerinen gekonnt auf das Werk der Anderen hin, oder spielen sie eher mit dem Betrachter in dem sie gekonnt seine Wahrnehmung manipulieren ?  Es ist als würden bei Künstlerinnen subtil immer neue Gedichte anfangen und andeuten, auf die der Betrachter engagiert wird sie zu ende zu dichten. Die Aufforderung nimmt Sie wortwörtlich an die Hand. „Händespiel“…

Jeux de Mains: eine Zusammenarbeit zwischen Nathalie Du Pasquier und Alessandra Spranzi. Eine Austellung in der Galleria Monica de Cardenas in Zuoz. Bis 21. Februar 2021.