Louise Bourgeois

Galerie Karsten Greve, St.Moritz, 19. Dezember 2020 – 20. Februar 2021.

Die Galerie Karsten Greve AG freut sich, Louise Bourgeois (1911–2010) zum dritten Mal eine Einzelausstellung am Galeriestandort St. Moritz zu widmen. Gezeigt werden 23 Arbeiten, entstanden im Zeitraum von sechs Jahrzehnten (1946–2007). Die Hommage an eine der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Zeit reflektiert dreißig Jahre intensive Zusammenarbeit der Galerie Karsten Greve mit Louise Bourgeois. 1990 präsentierte die Galerie Karsten Greve europaweit zum ersten Mal eine Einzelausstellung mit Werken von Louise Bourgeois in der Dependance in Paris. Anlässlich der Eröffnung des neuen Galeriestandortes St. Moritz im Jahr 1999 widmete Karsten Greve der Künstlerin eine umfassende Schau, der weitere an den Standorten Paris und Köln folgten.

1911 in Paris geboren, wuchs Louise Bourgeois in einer großbürgerlichen Familie in Choisy-le-Roi bei Paris auf, wo ihre Eltern eine Restaurierungswerkstatt für antike Tapisserien betrieben; schon als Kind war sie dort in die zeichnerische Mitarbeit involviert. Nach Abbruch eines Mathematikstudiums an der Sorbonne, entschied sie sich für ein Kunststudium von 1932 bis 1938 an der École des Beaux-Arts; sie schrieb sich in verschiedene Pariser Ateliers ein und nahm Unterricht unter anderem bei Fernand Léger. 1938 heiratete sie den amerikanischen Kunsthistoriker und Ethnologen Robert Goldwater, dem sie nach New York folgte. Bis 1941 setzte sie ihr Studium bei Vaclav Vytlacil an der Art Students League, New York, fort. Dort pflegte sie freundschaftliche Kontakte zu anderen europäischen Künstlern wie Joan Miró, André Breton und anderen Surrealisten. 1982 widmete das Museum of Modern Art in New York Louise Bourgeois als erster Künstlerin eine Retrospektive, die ihren internationalen Durchbruch markierte. Die erste europäischen Retrospektive der Künstlerin wurde 1989 im Frankfurter Kunstverein präsentiert mit weiteren Stationen in München, Lyon, Barcelona, Bern und Otterloo. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte sie durch ihre Teilnahme an der documenta IX 1992 und der 45. Biennale in Venedig 1993.

Die Ausstellung präsentiert das frühe Gemälde New Orleans (1946), auf dem eine blaue Frauengestalt im Profil mit einem Strauß Ölzweige in der Hand dominiert. Über der Szene schwebt ein weißes Vogelwesen – wohl eine Friedenstaube. Die Stele Woman with a Secret (1947), die an Figuren der afrikanischen und ozeanischen Kunst erinnert, gehört zur Werkgruppe Personnages (1945–1955). Die Stelen verkörpern Personen, die Louise Bourgeois in Frankreich für immer zurückgelassen oder in ihrer neuen Umgebung in den USA kennengelernt hatte. Während die Personages ihre Vergangenheit repräsentieren, sind Stoffstelen aus übereinandergestapelten Tapisserieresten Rekonstruktionen ihrer eigenen Vergangenheit. Neben den autobiografischen Wurzeln spiegeln viele ihrer Arbeiten den Einfluss antiker europäischer wie auch außereuropäischer Kulturen. In den hängenden Bronzen Janus (1968) und Janus in Leather Jacket (1968) sind zwei Phalli zu einem neuen Körper zusammengefügt. Die versilberte Bronzearbeit The Welcoming Hands (1996) besteht aus drei Armen mit Händen, deren Gestik Begrüßung, Schutz und Zuneigung verbildlicht. Die Figuren der Hängeskulptur The Couple (2003) aus glänzendem Aluminium scheinen sich auf Ewigkeit aneinander festzuhalten. Aus pinkfarbenem Stoff gefertigt ist die Puppe Arch of Hysteria (2000), die wie in einem akrobatischen Akt, an einem Seil befestigt rücklings im Raum schwebt. „Horizontalität symbolisiert das Verlangen aufzugeben, zu schlafen; Vertikalität entspricht dem Versuch zu flüchten. Hängen und Fließen sind Zustände der Ambivalenz“ – so Louise Bourgeois über den Symbolgehalt der stehenden, liegenden und schwebenden Skulpturen. (Text: Galerie Karsten Greve)