Die Zukunft des Sgraffito

Im Rahmen der St.Moritz Vernissage des frisch erschienenen Buches «Sgrafits» von Pauline Martinet, fand am vergangenem Samstag 25. November im Château Papillon des Arts de St.Moritz eine Expertenrunde statt, die zum Thema «Die Zukunft von Sgraffito» diskutierte. 

Das Sgraffito Handwerk könnte man, als das Alleinstellungsmerkmal der Kunst und Kultur im Engadin beschreiben. Es ist schützenswerte einheimisches Kulturerbe, auch touristischer Magnet, beliebtes Motiv der Fotografen aller Welt, erzählt die Geschichte der Vorfahren auf den Wänden der Häuser, und ist leider auch ein Handwerk, das … vielleicht bald ausstirbt? Diese Frage hat sich die Runde gestellt. 

Es diskutierten: Johannes Wetzel und Delfine Schmid (des Vereins Kalkwerk aus Strada), Kalkhandwerker und Sgraffito-Künstler der jungen Generation; Pauline Martinet, Autorin des Buches «Sgrafits»; Carolin A. Geist, als Moderatorin, Gastgeberin des Abends und Kuratorin des Château Papillon; Johannes Florin, von der Denkmalpflege des Kantons Graubünden; Magdalena Walhoff-Lambrecht, Künstlerin, die ihr eigenes Haus renoviert und mit eigenen Sgrafits gestaltet; und Patrick Salutt, Engadiner Künstler & Architekt. 

Als Fazite könnte man zusammenfassen, dass die Sgraffito Kunst nicht ausstirbt, allerdings werden die Bedingungen Sgraffito Künstler zu werden und dann optimal mit völliger Kreativfreitheit Sgraffito Kunst zu machen, immer schwieriger: In den wenigsten Lehren und Ausbildungen, noch während des Studiums der Architektur, wird Sgraffito genügend thematisiert. Für junge Sgraffito-Künstler ist es schwierig Aufträge zu bekommen; und bei Aufträgen, erlauben viele Bauherren wenig Kreativarbeit. Mazina Schmidlin-Könz, ebenfalls Sgraffito-Künstlerin, unterscheidet zwischen einem «toten Sgraffito» (das einfach von alten Sgrafits kopiert oder zu stark inspiriert wurde) und einem «lebendigem Sgraffito», das völlig frei neuentworfen wurde, vielleicht gar als Umsetzung eines Gedichtes oder einer neuen Hausgeschichte. Auch stellte die Runde fest, dass die Architektur von modernen Neubauten, mit viel Isolation, „ohne Skelett“, mit nur dünnen Schichten Aussenmaterial nicht optimal das Anbringen von Sgrafits heute ermögliche. Letztendlich fehle es an Bedingungen für die Entfaltung von potentiellem „Zeitgenössischen Sgraffito“. «Letztendlich wären Kalk und Gips «nur ein Medium» wie Acryl auf Leinwand» erklärte Patrick Salutt, selbst Künstler. Junge Künstler sollten den Mut zur Wand finden. Und Magdalena Walhoff-Lambrecht wünschte sich «viel mehr Sgraffito-Laien, ob Künstler oder gar Kunst-Laien, sollten sich an die Wände wagen, denn was den Charme und das Einzigartige von Sgrafits ausmache, ist eben das Unperfekte, das Nicht-Gradlinige, das Ehrliche, die «Fehler», wie wenn aus Platzmangel, manchmal die restlichen Buchstaben einfach um die Kurve gekratzt wurden». 

Die Expertenrunde stellte fest, die Sgraffio-Kunst ist sicherlich das Alleinstellungsmerkmal des Kulturerbes des Engadins. Es gilt, diese proaktiv mehr ins Licht des Narrativs der Kultur im Engadin zu rücken, durch Förderung, Büchern, Presse, Ausstellungen, Gesprächsrunden. Da die Förderung der Engadiner Kultur ist ein zentrales Anliegen des Château Papillons ist, hat es sich eingesetzt ein Thema in das Oberengadin zu bringen, besonders auch zu Zweitheimischen und Gästen, das sonst, eher im Unterengadin beheimatet ist, doch für das ganze Tal sehr wichtig ist.